Profil

lorenz_joerg_01 Foto: Thomas Kretschel

Dr. Jörg Lorenz (Dipl.-Forsting.)

1986-1991: Studium der Forstwirtschaft in Tharandt an der Fakultät für Bau-, Wasser- und Forstwesen der Technischen Universität Dresden und Abschluss zum Diplom-Forstingenieur mit dem Thema: „Untersuchungen über am Boden lebende Käfer (Insecta: Coleoptera) in unterschiedlich stark immissionsbelasteten Fichtenbeständen des Osterzgebirges“;

1991-1994: Forschungsstudium in Tharandt an der Fachrichtung Forstwissenschaften (Fachbereich für Forstbotanik und Forstzoologie) der Fakultät Forst-, Geo- und Hydrowissenschaften der Technischen Universität Dresden und 1999 Promotion zum Thema „Ökofaunistische Untersuchungen zur Koleopterenfauna einer strukturreichen Agrarlandschaft (Insecta: Coleoptera)“.

Seit 1994: wissenschaftlicher Mitarbeiter und freiberuflicher Gutachter mit den Aufgabenschwerpunkten Entomologie sowie forstliche Botanik und Zoologie, Biotopkartierung, FFH-Waldlebensraumtypkartierung und Öffentlichkeitsarbeit. Fachguter und Sachverständiger für „FFH-Käferarten“, wie: Menetries-Laufkäfer (Carabus menetriesi), Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), Hirschkäfer (Lucanus cervus), Heldbock (Cerambyx cerdo) und vor allem für Holz- und Pilzkäfer, aber auch Laufkäfer, phytophage Käfer und aquatisch lebende Käfer sowie Reptilien, Amphibien, Kleinsäuger, Greifvögel und jagdbares Wild. Zu den Aufgabenschwerpunkte gehören auch faunistische Untersuchungen im Vorfeld von Straßenbauvorhaben und Bauvorhaben für Windkraft- sowie Fotovoltaikanlagen und sonstige Bebauungspläne und zunehmend auch Fachgutachter zum Baumbestand und spezielle artenschutzrechtliche Voruntersuchungen und Prüfungen sowie ökologische Baubegleitung und -überwachung bei Baumfällungen und Baumsanierungen einschließlich naturschutzkonforme Umsetzung/ Umsiedlung von geschützten Arten (z.B. Juchtenkäfer, Fledermäuse) und Umsetzung ganzer Höhlenbäume (langjährige Erfahrungen bei der Stehend-Lagerung von hohlen Stämmen und bei der Errichtung von sogenannten Totholz-Pyramiden). Eine Auswahl von Themen und Projekten in chronologischer Reihenfolge ist unter „Spezialisierung“ aufgelistet. Zudem gehören Fachbeiträge bei der Erarbeitung von Managementplänen im Rahmen der Umsetzung der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie der Europäischen Union mit Schwerpunkt: Kartierung von FFH-Käferarten und FFH-Waldlebensraumtypen zum Aufgabenspektrum.

Seit 2011: Nach Ausbildung (SKT A) jährlich mehrere Einsätze mit Seilklettertechnik zur Begutachtung naturschutzfachlich relevanter Höhlenbäume zum Nachweis von Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) und Fledermausquartieren.

2012-2013: Projektkoordinator für ein Präsenzmonitoring zum Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) in den Landkreisen Sächsische Schweiz-Osterzgebirge und Meißen, u.a. mit einer flächendeckenden Präsenzkontrolle insbesondere außerhalb von FFH-Gebieten und der Entwicklung gezielter Pflegekonzepte bei ausgewählten Vorkommen.

2013-2015: Projektleiter des vom Sächsischen Ministeriums für Umwelt und Landwirtschaft geförderten Projekts: „Studie zur beispielhaften Wiedereinbringung der Schwarzpappel in Sachsen“.

2014-2016: Projektmitarbeiter am FE-Vorhaben: Entwicklung geeigneter Risikominimierungsansätze zum Schutz gefährdeter Arten und ihrer Lebensräume bei der Luftausbringung von Pflanzenschutzmitteln in Wäldern und im Weinbau“ (TU Dresden, Fachrichtung Forstwissenschaften).

2018-2019: Projektmitarbeiter am Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung (IÖR) im Rahmen des Projekts: „Haushebung in Überschwemmungsgebieten am Beispiel des Elbe-Dorfes Brockwitz“ (HUeBro) mit dem Aufgabenschwerpunkt: „Erarbeitung einer naturschutzfachlichen Bewertung unterschiedlicher Hochwasserschutzszenarien sowie Vorschläge zum Schutz/Erhalt von Natur und Landschaft und Perspektiventwicklung bezüglich Biotop- und Artenvielfalt“.

Publikationstätigkeit: Erarbeitung von Broschüren zum Thema: „Bedeutung, Gefährdung und Schutz von Alt- und Totholzlebensräumen“, die 2000 und 2006 als Projektberichte erschienen sind sowie 2008 ein Faltblatt zum Thema: „Errichtung von Totholz-Lagerplätzen“. Maßgebliche Beteiligung an der redaktionellen Umsetzung weiteren Projektberichte, beispielsweise zum Thema: „Feuersalamander“, „Truppenübungsplätze in Sachsen. – Naturschutzfachliches Management“ sowie „Waldparks in Dresden“; zahlreiche Veröffentlichung in Fachzeitschriften zum Thema Entomologie/ Koleopterologie bzw. Regionalfaunistik und naturschutzfachliche Praxis (siehe Publikationen).

Vortragstätigkeit zum Themenkomplex: Naturschutzfachliche Bedeutung von Alt- und Totholz und praktische Maßnahmen zu deren Erhaltung, beispielsweise 2014 und 2015 zum Artenschutzseminar der Deutschen Akademie für Sachverständige und 2015 zu den Dresdner Stadtbaumtagen sowie 2017 zur Gartenhistorischen Tagung zum Thema: „Tiere im Park – Lust und Last“ in Bad Muskau; Leitung von Seminaren zum Thema Höhlenbaumschutz und Juchtenkäfer (Osmoderma eremita) und Leitung naturkundlicher Exkursionen z.B. im Osterzgebirge;

Mitgliedschaft in der Entomofaunistischen Gesellschaft, der Fachgruppe Entomologie Dresden und des Naturschutzbeirats im Landkreis Meißen sowie der Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Landschaftsbau e. V. (FLL) und seit 2010 Mitarbeiter am Projekt: „Ehrenamtliche NATURA-2000-Gebietsbetreuung“ im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge;

Käfersammlung

Das Interesse für die Insekten im Allgemeinen und die Käfer im Speziellen wurde im Alter von 11 Jahren geweckt. Im Heimatort Limbach-Oberfrohna gab es, wie fast überall im DDR-Bildungssystem üblich, ein breites Angebot außerschulischer Betätigung. Die Station Junger Techniker und Naturforscher war eine solche Institution, wo unter Anleitung ausgebildeter Pädagogen und von Ehrenamtlichen viele Freizeitaktivitäten in mehr oder weniger organisierten Bahnen gebündelt wurden. Von 1976 bis 1980 bildete die Arbeitsgemeinschaft Biologie die Grundlage und Initialzündung für die spätere, intensivere Beschäftigung mit der Natur. Es wurde ein breites Wissen über heimische Pflanzen und Tiere vermittelt und naturschutzfachliche sowie praktische Aspekte behandelt, beispielsweise eine Beschilderung der Gehölze im Stadtpark sowie der Bau und das Anbringen von Nisthilfen für Vögel und eben auch die Präparation von Insekten sowie die Anlage einer Insektensammlung. Von Anfang an stand fest, dass Käfer gesammelt werden.

Die intensivere Beschäftigung mit den Käfern begann 1986 mit dem Forstwirtschaftsstudium in Tharandt, wobei das Thema der Diplomarbeit (siehe Publikationsliste) bereits im ersten Studienjahr festgelegt werden konnte. Einen Nachmittag in der Woche standen mehrere Stunden für studentische Forschungsarbeit zu Verfügung, wobei mit Hilfe eines Stereomikroskops sowie einer richtigen „West“-Bestimmungsliteratur (Freude/Harde/Lohse: „Die Käfer Mitteleuropas“) die schwierige Determination mit den speziellen Bestimmungsschlüsseln für die vielen Käferarten nach und nach erlernt und vertieft wurde. Darüber hinaus wurden über die Jahre viele Kontakte zu Spezialisten aus ganz Mitteleuropa geknüpft, um schwer bestimmbare Arten überprüfen zu lassen.

Der Aufbau einer umfangreicheren systematischen Sammlung begann im Rahmen des Forschungsstudiums von 1991-1994 sowie danach im beruflichen Alltag, wo für viele naturschutzfachliche Gutachten faunistische Untersuchungen durchgeführt und Belegexemplare präpariert wurden. Die Käfersammlung umfasst mittlerweile 3.400 Arten, die nur aus Sachsen stammen, mit über 25.000 präparierten Tieren. Im Jahr 1998 erschien das Verzeichnis der Käfer Deutschland (Köhler & Klausnitzer, Hrsg.), wo für jedes Bundesland der damalige Kenntnisstand über aktuelle und historische Vorkommen aller Käferarten zusammengefasst dargestellt wurde. Nach dieser Grundlage sind bisher etwa mehr als 100 Erstnachweise sowie 120 Wiederfunde für die Käferfauna Sachsens gelungen. Ein Großteil dieser Funde wurde in der Zeitschrift „Entomologische Nachrichten und Berichte“ (siehe Publikationsliste) oder auf der eigenen Internetseite (www.lorenzjoerg.de) veröffentlicht. Darüber hinaus gibt es noch Material aus sporadischen Aufsammlungen aus anderen Bundesländern sowie aus dem europäischen Ausland, v.a. Griechenland, das mehrere tausend Arten umfasst.

Die InsectIS-Datenbank (entwickelt von Gerald Seiger, Kraupa), die seit Mitte der 1990er Jahre „gefüttert“ wird, umfasste Anfang 2023 mehr als 123.500 Datensätze mit etwa 9.400 Beobachtungsprotokollen von 2.0 80 Fundorten, überwiegend in Sachsen. Ein Großteil der Daten stammt von eigenen Aufsammlungen. Die Daten wurden den Internetportalen: www.coleoweb.de (Verantwortlich:O. Bleich, S. Gürlich, F. Köhler) sowie www.insekten-sachsen.de (NABU Landesverband Sachsen) zur Verfügung gestellt. Der Durchforschungsgrad ist aus der folgenden Übersichtskarte ersichtlich, wobei ein roter Punkt dem Nachweis einer Art oder von mehreren hundert Arten entsprechen kann. Die meisten Fundorte gibt es im Oberen Elbtal zwischen Pirna, Dresden, Meißen und Riesa. Relativ viele Erfassungen fanden im Oberlausitzer Heide- und Teichgebiet und der nordostsächsischen Bergbaufolgelandschaft sowie in der Sächsischen Schweiz und dem Osterzgebirge statt.

Durchforschungsgrad_2022