Nach Schmidl & Bussler (2004) gilt Bothrideres bipunctatus als sogenannte Indikatorart und „waldökologisch besonders relevante Art“, da Aspekte wie Faunentradition bzw. Bestandeskontinuität, Migrationsschwäche und Stenotopie wesentliche Kriterien für ein Vorkommen sein sollen. Laut bundesdeutscher Roter Liste (Geiser, 1998) ist die Art in die Gefährdungskategorie „1“ = „vom Aussterben bedroht“ eingestuft.

Über die Biologie dieser Art ist wenig bzw. Widersprüchliches bekannt, wobei eine Bindung an Gespinste von Spinnen, die diese unter der Rinde von Bäumen anlegen, vermutet wird (Klausnitzer 2005).

Die Verbreitung von Bothrideres bipunctatus in Deutschland ist diskontinuierlich. Nach dem „Verzeichnis der Käfer Deutschlands – online“ (www.colkat.de, Projektleitung F. Köhler) gibt es aus dem ganzen südwestdeutschen Raum nur eine Fundmeldung aus Baden sowie aus dem Nordwestteil Deutschland je eine Fundmeldung vom Weser-Ems- und Niederelbegebiet. Aus Ostdeutschland sind aktuelle Funde aus Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen gemeldet.

Der erste eigene Nachweis aus Sachsen gelang 2007 im nordöstlichen Teil des Oberlausitzer Heide- und Teichgebiets, in einem strukturreichen Eichen-Hainbuchenwald bei Hammerstadt westlich von Rietschen. Im Jahr 2008 konnte ich die Art im nordwestlichen Teil des Oberlausitzer Heide- und Teichgebiets finden, einerseits bei Steinitz und andererseits bei Weißig sowie 2011 mehrfach bei Lieske südwestlich von Klitten und 2013 bei Ralbitz-Rosental (Abb. 2, rote Punkte).

Die Art wurde meist unter der Rinde toter Eichen, Buchen und Kiefern gefunden, konnte aber auch mittels Fensterkreuzfalle (Lufteklektor) festgestellt werden, die in der Krone einer toten Eiche hing.

Aus dem Tiefland der Oberlausitz gibt es zahlreiche Fundmeldungen, beispielsweise bei Bad Muskau, Weißwasser und Hoyerswerda, und aus dem Hügelland der Oberlausitz ist nur einen Nachweis aus Großhennersdorf bekannt (siehe auch Hornig 2000, Hornig & Hoffmann 2005, Klausnitzer et al., 2009) (Abb. 2, grüne Punkte).

Im März 2012 fand ich die Art auch außerhalb der Oberlausitz, westlich von Thiendorf unter der Rinde einer abgestorbenen Erle (Abb. 1). Außerdem liegt mir eine Fundmeldung von E. Jantke von Anfang der 1990er Jahre aus dem Gebiet des Röderauwaldes bei Zabeltitz-Treugeböhla vor (siehe Abb. 2, blauer Punkt).

Im Wesentlichen beschränken sich die Funde auf das nordöstliche Sachsen (siehe Abb. 2). Im entomofaunistisch gut erforschten Elbtal um Dresden oder weiter südlich und westlich konnte die Art bisher nicht nachgewiesen werden. Allerdings gelang mir im April 2013 ein Fund an der Elbe bei der Ortschaft Zadel nordwestlich von Meißen (Abb. 2, gelber Punkt). Dies kann als das derzeit südwestlichste aktuelle Vorkommen von Bothrideres bipunctatus in Sachsen angesehen werden. Nach Hornig (2000) gibt es jedoch altes Sammlungsmaterial von vor 1945 aus Nossen, das etwa 20 km südwestlich liegt (Abb. 2, grauer Punkt).

Ob die Art tatsächlich auf diese Regionen Sachsens beschränkt ist, muss vorerst offen bleiben. Eventuell breitet sich die Art auch aus?

Abb. 1: Bothrideres bipunctatus auf dem Holz einer abgestorbenen Erle (Foto: J. Lorenz)

Abb. 2: Fundortkarte von Bothrideres bipunctatus in Sachsen (gelb und rot: eigene Nachweise; blau: Fundmeldung von E. Jantke; grün: Fundmeldungen laut Hornig 2000, Hornig & Hoffmann 2005, Klausnitzer et al. 2009; grau: historischer Sammlungsbeleg von vor 1945 bei Nossen)

Literatur

Geiser, R. (1998): Rote Liste der Käfer (Coleoptera) Deutschlands – Schriftenreihe für Landschaftspflege und Naturschutz, Heft 55: 168-230.

Hornig, U. (2000): Kommentiertes Verzeichnis der Bothrideridae (Col.) des Freistaats Sachsen. – Mitteilungen Sächsischer Entomologen 49: 5-6.

Hornig, U. & W. Hoffmann (2005): Fortschreibung der Sachsen-Verzeichnisse ausgewählter Familien der Cucujoidea: Rinden- und Pilzkäfer (Col.: Bothrideridae, Cerylonidae, Erotylidae, Biphyllidae, Languriidae). – Mitteilungen Sächsischer Entomologen 71: 14-8.

Köhler, F. & B. Klausnitzer (1998): Verzeichnis der Käfer Deutschlands. – Entomologische Nachrichten und Berichte (Dresden), Beiheft 4.

Klausnitzer, B. (2005): Zur Biologie von Bothrideres bipunctatus (Gmelin, 1790) (Col., Bothrideridae). – Entomologischen Nachrichten und Berichte, 49, Heft 1: 71-72.

Klausnitzer, B., Behne, L., Franke, R., Gebert, J., Hoffmann, W., Hornig, U., Jäger, O., Richter, W., Sieber, M. & Vogel, J. (2009): Die Käferfauna (Coleoptera) der Oberlausitz. Teil 1. – Entomologischen Nachrichten und Berichte, Beiheft 12: 252 S., 1 Karte. Dresden.

Lorenz, J. (2006): Bedeutung, Gefährdung und Schutz von Alt- und Totholzlebensräumen dargestellt am Beispiel der Holz- und Pilzkäferfauna ausgewählter Schutzgebiete Sachsens. – NSI – Projektberichte 1/2006. (Hrsg.: Arbeitsgemeinschaft Naturschutzinstitut Region Dresden e.V.). 2., überarbeitete u. erweiterte Auflage: 30 S.

Schmidl, J. & H. Bussler (2004): Ökologische Gilden xylobionter Käfer Deutschlands. – Naturschutz und Landschaftsplanung 36, (7): 202-218.

 

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