Auf einem südlich exponierten, relativ trockenen Wiesenhang unweit der Ortschaft Blattersleben, ca. 10 km nordwestlich von Meißen gelang mir am 21.04.2016 mittels Streifsackfang der Nachweis eines Exemplars von Cycloderes pilosulus (Abb. 09-1).
Abb. 09-1: Cycloderes pilosulus
Der Hang ist aus botanischer Sicht sehr interessant, da Reliktvorkommen sehr seltener Pflanzenarten dokumentiert sind (SMUL 2008), und er grenzt an das NSG „Seußlitzer Grund“ an. Ähnliche Trockenhänge gibt es in den linkselbischen Tälern von Ketzerbachtal und Käbschützbach, an denen ich vor ca. 10 Jahren Streifsackfänge zur Erfassung der phytophagen Käferfauna durchführte, ohne diese auffällige Art gefunden zu haben. Nach Böhme (2001) werden als Fraßpflanzen verschiedene Korbblütler (Asteraceae) angegeben. Koch (1992) erwähnt u.a. Feldbeifuß (Artemisia campestris) und eine nachtaktive Lebensweise bzw. „tagsüber vor allem am Wurzelhals oder an den Wurzeln…“. Aus diesem Grund war es wahrscheinlich reiner Zufall, die Art von der Vegetation gekeschert zu haben.
Bei gezielter Nachsuche an den entsprechenden Lokalitäten und der Suche im Wurzelbereich wären eventuell weitere Vorkommen nachzuweisen.
Nach dem Verzeichnis der Käfer Deutschland (www.colkat.de) liegen bisher Nachweise aus Sachsen-Anhalt (Nordharz- und Südharz-Vorland) (Gruschwitz 1998), Thüringen (Nordrand Thüringer Becken) und Brandenburg (Odertal) vor (Abb. 09-2), d.h. an klimatisch Wärme begünstigten Stellen.
Abb. 09-2: Screenshot aus www.colkat.de mit den wenigen bisher bekannten Fundorten von Cycloderes pilosulus (blaue Punkte) und dem kürzlich neu entdeckten Vorkommen in Sachsen bei Meißen (roter Punkt)
Eine kurze Internetrecherche ergab, dass die Art auch in Polen, der Tschechischen Republik, Litauen und Russland nachgewiesen ist. Die Vorkommen in Tschechien sind in Abb. 09-3 zu sehen. Demnach gibt es nur 2 Vorkommensschwerpunkte, einerseits im Südosten, das geomorphologisch zum westpannonischen Becken gehört und andererseits eine Wärme begünstigte Region südlich von Prag.
